5 Fragen an: Jacqueline Groher

Jacqueline Groher ist Expertin für Selbstführung und Potenzialentfaltung. Die Diplom-Betriebswirtin hat 15 Jahre lang in Industrie und Handel gearbeitet, davon acht Jahre als Geschäftsführerin. Seit 2003 entwickelt sie als Trainerin individuelle Leadership-Programme für nationale und internationale Unternehmen. Jacqueline Groher ist unter anderem ausgebildet als NLP-Master (Deutscher Verband für Neurolinguistisches Programmieren DVNLP), Performance Consultant und ASSESS® Mastertrainer. Zusatzausbildungen im Bereich Change Management, Transaktionsanalyse und Psychodrama runden ihre Kenntnisse ab. Aus der eigenen Mitte heraus führen heißt menschlich führen, so die Überzeugung der Unternehmerin, die selbst für die Themen Mut und Veränderung steht: Von der Einzelhandelskauffrau hat sie sich zur Führungskraft weiterentwickelt, von der Rennfahrerin zur Expertin für Selbstführung.

1. Eine Führungskraft muss sich vor allem selbst führen können. Was meinen Sie damit?

In dem mächtigen Wort FührungsKRAFT, das ich ganz bewusst im zweiten Teil in Großbuchstaben setze, stecken aus meiner Sicht drei große K’s: Neben Kraft sind dies Klarheit und Kompetenz.

Führen bedeutet nun einmal, ich verhalte mich so, dass die Mitarbeiter mir freiwillig folgen, und zwar möglichst mutig und selbstständig denkend. Von der Führungskraft setzt das soziale Kompetenz, Empathie oder die Fähigkeit zur Reflexion voraus, auch und vor allem über sich selbst und die eigene Führungsrolle.

Soweit die schöne Theorie. In der Praxis werden aber häufig noch die gefördert, die besonders durchsetzungsstark oder einfach schon lange dabei sind. Und wenn diese Verantwortungsträger, die ich ganz bewusst nicht Führungskraft nennen möchte, wider besseres Wissen oder fahrlässig agieren, kommen sie auch noch ungestraft davon. Für 80 Prozent der Unternehmen ist so ein Verhalten jedenfalls kein Anlass zur Trennung, wie eine Studie der Universität Osnabrück ermittelte. Was zählt ist allein das operative Ergebnis, so macht die Studie deutlich. Dies scheint mir keine gute Grundlage, um einmal innovative und riskantere Wege zu gehen, die in einer digitalisierten, sich immer schneller wandelnden Wirtschaft aber dringend notwendig wären.

Wie also kriegen wir die Lücke zwischen Theorie und Praxis geschlossen? Die Antwort ist Selbstführung, weil diese die Reflexion der persönlichen Werte, Wünsche und Muster voraussetzt. Dabei wende ich mich ganz bewusst nicht nur an Führungskräfte, sondern an alle Menschen, die Kommunikation und die Wirkungsmechanismen der Zusammenarbeit besser verstehen und beeinflussen wollen. Das geht bekanntermaßen nur bei sich selbst – die anderen kann ich nicht ändern.

2. Druck von allen Seiten: Welche Ausgleichsmöglichkeiten zum Alltagsstress sollten Führungskräfte nutzen?

Sport, Spaß und natürlich Selbstmanagement. Diese drei Instrumente nehmen Ihnen den Stress mit dem Stress. Ich denke nicht, dass ich die ersten beiden erklären muss. Aber ohne das Dritte kommen diese nicht an den Start, weil die Umsetzung der eigenen Ziele fehlt. Also sind wir wieder beim Thema. Selbstmanagement als Stressmanagement bedeutet, bewusst mit dem Thema umzugehen und es zu enttabuisieren. Stress heißt ja erst einmal nur, ich fühle mich unter Druck gesetzt und habe das Gefühl, etwas wächst mir über den Kopf. Ich muss also Fragen stellen, warum belastet mich diese oder jene Situation stärker als früher? Welche Tätigkeiten machen mir Freude, welche nicht? Sind meine Ziele realistisch? Wie gehe ich mit meiner Gesundheit und meinen Ressourcen um?

Am Anfang steht immer die Reflexion. Mit ihrer Hilfe erkennen Sie die Fallstricke der autonomen Arbeitswelt und lernen, dass nur der in einem Hochleistungsumfeld langfristig besteht, der seine Bedürfnisse und Ressourcen ausreichend kennt und berücksichtigt. So weit gedacht und verstanden, fällt die Umsetzung von Sport und Spaß nicht mehr schwer, weil Sie kapieren, dass diese Teil Ihres Erfolges sind. Sie bewegen sich beispielsweise nach der Arbeit regelmäßig, weil Sie Adrenalin abbauen wollen oder nehmen sich regelmäßig und bewusst eine Mittagspause, allein um dem krankmachenden Stress vorzubeugen.

3. Was sollte ich tun, wenn ich mich in meiner Führungsrolle dauerhaft überfordert fühle?

Mein Verständnis von Führung hinterfragen und auch mich selbst in Frage stellen. Wenn das Gefühl der Überforderung dauerhaft ist, sind Sie entweder im verkehrten Unternehmen oder an verkehrter Stelle. Und wenn Sie das erkannt haben, hilft nur noch konsequent handeln, sonst nichts. Übrigens: auch Fach- und Projektkarrieren bieten Aufstiegsperspektiven, die in letzter Zeit immer weiter ausgebaut wurden.

4. Welche Weiterbildungsmöglichkeiten empfehlen Sie Managern, um ihre Führungsrolle erfolgreich ausführen zu können?

Das kann man unmöglich pauschal beantworten, wichtig ist allerdings, dass man sich überhaupt dieser Frage mit System stellt. Mit System heißt, die Verantwortung für Weiterbildungsfragen nicht allein der Geschäftsführung oder Personalabteilung zu überlassen, sondern den eigenen Bedarf zu analysieren, mit den strategischen Zielen des Unternehmens abzugleichen, Feedback einzufordern und geeignete Bildungsformate festzulegen. Zweitens das zugegeben unübersichtliche Weiterbildungsangebot auf den Prüfstand zu stellen und passende Angebote nach festgelegten Kriterien auszuwählen. Schließlich darf drittens die Nachbereitung und das Controlling nicht fehlen: Was hat die Maßnahme genau gebracht?

Cover_FührungsKRAFT
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5. Charakter, Talent oder Lernfähigkeit: Was muss eine gute Führungskraft mitbringen?

Es schadet nicht, wenn von allem etwas dabei ist, wichtig ist in jedem Fall Charakter, denn eine Führungskraft hat immer eine Vorbildfunktion, sie muss als Mensch überzeugen. Und wer die Fähigkeiten und Kenntnisse der Mitarbeiter entwickeln, sie zur Selbstständigkeit und Übernahme von Verantwortung anregen will, sollte schon auch selbst lernfähig sein. Am allerwichtigsten aber scheint mir Willenskraft: Was nützen Charakter und Charisma, wenn die Person diese Fähigkeiten nicht in Ergebnisse umsetzen kann?

Letztlich kommt es natürlich auch darauf an, welche Funktionen die Führungskraft ausfüllt: Ein Manager aus dem Controlling benötigt mehr funktionale und analytische Funktionen als der im Vertrieb, der mehr soziale Kompetenzen braucht. Aber von der Führungskraft, von der wir reden, im übergeordneten Management, erwarten wir mehrere funktionsübergreifende Kompetenzen – das erklärt die Knappheit an diesen Leuten.

5 Fragen an: Ulrike Zecher

Ulrike Zecher macht als Emotionsberaterin (ulrikezecher.de/) und Coach Expertise,  Talente und Geschäftsideen sichtbar.Mal laut. Mal leise. Im Job.  Im Internet.  Auf der Bühne. Jeden Mittwoch bloggt (ulrikezecher.de/blog/) sie frisch rund um die Themen Bewerbung, Selbstbewusstsein, Sichtbarkeit 2.0 und auch zu zertifizierten Unsinn.Sie kann sogar ihren Namen tanzen und Strichmännchen zeichnen!

 

1. Was muss man sich unter einer ‚Emotionsberatung‘ vorstellen?

Ein neuer Job? Ein höheres Gehalt einfordern? Erfolgreich im Vertrieb sein? Mitarbeiter begeistern? Sich selbständig machen? Welche Gefühle bringen Sie dann weiter? Ängstlich, dynamisch, leidenschaftlich, mutig, traurig, wütend, frustriert, stolz, risikobereit, frisch verliebt, entspannt – es sind immer unsere Gefühle, die uns im Alltag, im Job oder im Leben pushen oder sabotieren.

Als Emotionsberaterin Ulrike Zecher, Coach und Bloggerin unterstütze ich mit feiner Empathie, Intuition und Menschenkenntnis meine Klienten, in echtem Kontakt mit sich, ihren Wünschen und auch mit anderen Menschen zu kommen.

Und für den eher kopflastigen Skeptiker unter den Lesern: Nein, ich coache dabei nicht mit der Rosabrille und halte meinen Klienten die Hand. Vielmehr geht es in meiner Arbeit darum, ins Tun zu kommen, am Ball zu bleiben und Hindernisse zu überwinden. Das gelingt am besten, wenn Herz und Verstand ein echtes Dreamteam bilden.

2. Wie haben Sie die Relevanz dieses Beratungszweiges, insbesondere dem der Selbstvermarktung, erkannt?

Meine Philosphie lautet: Wer heutzutage im Netz und in den Sozialen Medien unsichtbar ist, wird auf Dauer unsichtbar sein. Für Fach- und Führungskräfte sowie für Selbständige ist daher professionelles Selbstmarketing zukünftig das entscheidende Erfolgskriterium. Für mich bedeutet Selbstvermarktung eben nicht meinen Klienten ein paar Kniffe und Tricks zu vermitteln, damit Sie schnell wieder stromlinienförmig mit der Masse mit schwimmen können. Nein, mir geht in meiner Arbeit um den Dreiklang von echtem Selbstbewusstsein, feinster Sichtbarkeit und persönlichem Erfolg. Wenn das Ergebnis dann ein Lied wäre, hört sich das bei dem einen Klienten nach Heavy Metal und bei dem anderen nach Schlager an. :)

3. Sie legen viel Wert auf Selbstmarketing – Inwiefern bringt Sie das weiter?

Auftraggeber, Kunden und Journalisten – so wie Sie – finden mich mit einem Klick, erkennen in meiner Expertise und Leistungsangebot, dass Sie richtig sind und eine Lösung für Ihr Anliegen finden.

Mit dieser Motivation blogge ich seit zwei Jahren jeden Mittwoch zu den Themen rund um Selbstbewusstsein, Selbstführung, Sichtbarkeit 2.0 und vernetze meine responsive Website mit meinen Sozialen Profilen wie facebook, twitter, google+, linkendIn. Ich lebe das, was ich meinen Klienten empfehle: Setzt Euch mit dem digitalen Wandel auseinander, baut Eure Community – manche sprechen sogar von einem Tribe – mit Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Sympathie sorgfältig auf.

4. Wie genau macht man sich denn nun sichtbar bei der Bewerbung und im Job?

Bevor ich mit meinen Klienten an einer kreativen Bewerbung feile oder wir ein Jobcoaching machen, starten wir mit einer genauen Standortbestimmung:

1. Was sind Ihre Begabungen, Talente und Potentiale?

2. Welche Werte begeistern Sie?

3. Wie stark ist Ihr Selbstvertrauen in Ihrer Einzigartigkeit?

4. Welche Ängste haben Sie?

5. Welches Business Biotop brauchen Sie, damit Sie gedeihen können?

6. In welchem Unternehmen können Sie Ihre Potentiale sinnvoll einsetzen?

Nach dieser genauen Positionierung konzipiere ich gemeinsam mit dem Klienten einen konkreten Sichtbarkeitsplan für eine kreative Bewerbung, für wichtige Karrieregespräche, für die Reputation im Netz oder für eine Website.

5. Emotionsgeladen oder Gefühlskalt – wer macht Karriere?

Erste Antwort: Beide. Auf ihre Art und Weise.

Zweite Antwort: Keiner.

Dritte Antwort: Was verstehst Du unter emotionsgeladen, gefühlskalt und Karriere?

Vierte Antwort: Wann hast Du dieses Gefühl? Wo kannst Du es im Körper spüren? Im Kopf, im Bauch, in den Füßen?

Fünfte Antwort: Inwieweit ist genau dieses Gefühl hilfreich für Dich?

Sechste Antwort: Könntest Du dieses Gefühl für einen kurzen Moment loslassen?

Siebte Antwort: Was würdest Du dann spüren?

Achte Antwort: Und wenn Du jetzt für einen kurzen Moment alle Konzepte, die Du über Karriere gelernt hast, loslassen würdest, was würdest Du dann spüren, riechen, schmecken, fühlen, hören?

5 Fragen an: Dr. Kai Flehmig-Pichlmaier

Dr. Kai Flehmig-Pichlmaier, Vorstand des Deutschen Gründerverbands, hat mit smartgründen einen Prozess entwickelt, der die Gründungsdauer deutlich verkürzt und Existenzgründungen planbarer macht.
Im Vorfeld hat der Deutsche Gründerverband mit allen am Gründungsprozess Beteiligten – wie Kreditinstituten, Versicherungen, Leasingpartnern, Förderbanken etc. – intensive Gespräche geführt und diese von Anfang an den Gründungsprozess einbezogen.
Für Gründer bedeutet das: schneller gründen und erfolgreicher starten.

1. Was muss eine Geschäftsidee mit sich bringen, um erfolgsversprechend zu sein?

Eine erfolgsversprechende Geschäftsidee weist für die potenziellen Kunden einen klaren USP (Unique Selling Proposition) auf. Der alles entscheidende Erfolgsfaktor für eine Geschäftsidee ist die Marktakzeptanz.

2. Was sind die wesentlichen Bausteine eines erfolgversprechenden Geschäftskonzeptes?

Vor dem Start in die Selbstständigkeit sollte das eigene Geschäftskonzept präzise durchdacht und detailliert ausformuliert sein. Dazu gehört nicht nur die Beschreibung des Marktvorteils, sondern auch eine Strategie, wie dieser Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb zu halten ist.

Ein weiterer Baustein für ein gutes Geschäftskonzept ist die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit. Dazu gehört nicht nur Flexibilität und Marktbeobachtung, sondern auch eine Finanzplanung, die mittel- bis langfristig einen Überblick über den gesamten finanziellen Rahmen gibt und die Risiken so gering wie möglich hält.

Ein dritter wesentlicher Baustein ist das Marketing. Das Marketing sollte dabei nicht erst an das Konzept angehängt werden, sondern muss von Beginn an integraler Bestandteil des Konzeptes sein.

Fazit: In einem erfolgversprechenden Geschäftskonzept steckt viel mehr als eine gute Idee. Es bedarf konsequenter Systematik in der Konzeptentwicklung. Dabei zählt weniger die Bewältigung von betriebswirtschaftlichen Aufgaben, als die Entwicklung einer durchdachten Idee, die zielgerechte Umsetzung des Konzeptes unter Nutzung vorhandener Komponenten/Ressourcen.

3. Welche Voraussetzungen sind neben einer innovativen Idee für eine erfolgreiche Unternehmensgründung entscheidend?

Für den Erfolg des Gründers ist nicht unbedingt der Grad der Innovation maßgeblich, sondern die Qualität der Geschäftsidee. Dabei sollte klar sein, dass eine gute Idee das Ergebnis eines längeren Denkprozesses ist – möglichst ohne Zeitdruck.

Denn auch ein Technologievorsprung ist noch kein Garant für einen unternehmerischen Erfolg. Einige hochgelobte Startups haben das trotz neuer IT-Lösungen und oftmals guter Kapitalausstattungen zu spüren bekommen. Entscheidend ist ein tragfähiges Geschäftskonzept. Innovationen sind in diesem Zusammenhang nicht viel mehr als eine „Rohmasse“.

Wir sprechen bei erfolgreichen Unternehmensgründungen nicht von Innovation, sondern von den innovativen Elementen der Idee und des Konzeptes. Denn ausgehend von der Idee folgt eine systematische Konzeptentwicklung, die Umsetzung in Inhalt und Zeit konsequent durchdekliniert.

Denn – je besser der Gründungsprozess strukturiert ist, desto schneller und erfolgreicher können Sie gründen.

4. Muss eine Geschäftsidee immer die Welt neu erfinden oder kann ich auch mit bewährten Modellen Erfolg haben?

Es klingt paradox, aber Gründungen mit einem hohen selbstentwickelten technologischen Vorteil sind oft weit geringer erfolgreich, als ein Geschäfts­konzept, das keine eigene High-Tech-Lösung vorzuweisen hat.

Letztere können wesentlich flexibler agieren und sowohl die technisch beste als auch im Preis-Leistungsverhältnis attraktivste Lösung nutzen. Dagegen ist der Kapitaleinsatz bei der Entwicklung nachhaltig innovativer technischer Lösungen sehr groß. Fremdkapitalgeber, deren Erfolgserwartungen schmelzen, können dann schnell zum Liquiditätsrisiko werden.

Ob neue Geschäftsidee oder bewährtes Modell, ein wesentlicher Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg ist die Skalierbarkeit bzw. die Möglichkeit, das Angebot zu vervielfältigen. Ein weiterer Faktor ist die „Einfachheit“ des Konzepts. Gerade in der Gründungsphase können komplexe Sachverhalte häufig nicht vollständig bewältigt werden und können sich als Wachstumsbremsen entpuppen. Und nicht zuletzt spielen Risikobereitschaft und Mut beim Gründer eine Rolle. Erfolgreich wird der Gründer sein, der Risiken bestmöglich einschätzen und vermeiden kann.

Faustregel für erfolgreiche Gründer und Gründerinnen: sie sollten immer doppelt so gut und halb so teuer wie der Wettbewerber sein.

5. Gibt es so etwas wie ein Gründergen?

Nein, ein Gründergen wurde noch nicht gefunden. Vielleicht sollte man eher nach einem Unternehmergen suchen?

Jeder hat das Potenzial zum erfolgreichen Unternehmer und muss kein Alleskönner sein. Denn ein gutes Geschäftskonzept ist wie ein Puzzle. Der Gründer bringt eigene Puzzle-Teile mit, wie z.B. Geschäftsidee, Leidenschaft, Spaß am Unternehmertum und genügend Energie, andere müssen erst entwickelt werden. Zusammen mit einem erfahrenen Berater setzt er alle Erfolgsbausteine zusammen. So erst entsteht das Gesamtbild eines Geschäftskonzepts.

Warum Unternehmen ihre Mitarbeiter in die Talentsuche einbinden sollten

Heutzutage gibt es viele Recruitingkanäle, die oftmals sehr teuer sind und nicht immer den gewünschten Effekt mit sich bringen: einen passenden Mitarbeiter zu finden und diesen langfristig zu behalten. Im Notfall wird schon bei eigentlich unschwer zu besetzenden Stellen auf den Headhunter zurückgegriffen.

Wieso ist tagtäglich von einem Fachkräftemangel die Rede und das obwohl es eigentlich genug ausgebildete Fachkräfte in Deutschland gibt? Unternehmen und Fachkräfte finden schlichtweg nicht häufig genug zusammen.

Oft liegt das wohl daran, dass viele Arbeitnehmer gar nicht aktiv auf der Suche nach einer neuen Stelle sind. Insbesondere die guten Kandidaten suchen nicht aktiv nach einem Job, sondern sind unter der Gruppe der passiv Jobsuchenden. Die einfache Lösung, um diesen für Unternehmen hochinteressanten Kandidatenpool zu erreichen, lautet Active Sourcing: die Kandidaten als Unternehmen gezielt ansprechen.

Doch was so simpel klingt, ist in der Umsetzung nicht immer ganz so einfach. Auf Kandidatenseite erwarte ich, dass sich der Recruiter ausreichend mit mir auseinandergesetzt hat und mich individuell anschreibt. Auf Recruiterseite muss ich ausreichend viele Talente anschreiben, um eine große Pipeline an Kandidaten aufzubauen, die für den Job infrage kommen. Und danach ist es mit dem reinen „Sourcing“ nicht getan, muss der Recruiter doch für Rückfragen zur Verfügung stehen und den Kandidaten im Bewerbungsprozess begleiten. Um also als Unternehmen richtig gutes Active Sourcing zu betreiben, ist einiges an Ressourcen notwendig. Darüber hinaus sind neben den Fachkenntnissen die notwendigen soft skills wie die Einstellung des Kandidaten zur Branche, seine Vorstellung von Arbeitszeiten und Unternehmenskultur sowie andere wichtige Faktoren für einen Berufswechsel nur sehr schwierig über das Profil im Internet zu identifizieren. Somit scheiden viele über das Internet gesourcte Kandidaten trotz fachlich passender Kriterien spätestens beim Bewerbungsgespräch aus.

Und einer der wichtigsten Kanäle der Direktansprache wird dabei von Unternehmen leider zu häufig außer Acht gelassen: die Talente fragen, die sich schon im Unternehmen befinden. Denn sie kennen sowohl das Unternehmen, als auch potenzielle neue Bewerber. Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programme verzeichnen dabei durch die zunehmende digitale Vernetzung einen erheblichen Effizienzzuwachs. Private Netzwerke wie Facebook oder Twitter sowie berufliche wie Xing und LinkedIn sind stetig am wachsen. So hat ein Mitarbeiter allein in seinen privaten sozialen Netzwerken durchschnittlich 133 Kontakte. Schon ein 100 Mann Unternehmen spannt somit durch die Mitarbeiter einen Pool von mehreren tausend Talenten auf. Wenn ein Unternehmen nun seine Arbeitnehmer über vakante Stellen informiert und gleichzeitig incentiviert, kann der Mitarbeiter diese an passende Freunde und Bekannte weiterempfehlen. Denn er kann gut einschätzen, wie seine Bekannten beispielsweise gegenüber der Unternehmenskultur eingestellt sind. So werden auch passiv Jobsuchende angesprochen und die Bewerber haben im Vorfeld die Möglichkeit, sich durch eine verlässliche Quelle zu informieren, ob die ausgeschriebene Stelle tatsächlich geeignet für sie ist.

Doch wie schafft man es, die Mitarbeiter davon zu überzeugen, seine Kontakte proaktiv vom eigenen Arbeitgeber zu überzeugen?

Eine Möglichkeit ist der Aufbau einer Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Plattform, auf welcher Mitarbeiter regelmäßig über offene Stellen informiert werden und durch Prämienmodelle oder Gamification Elemente incentiviert werden, die Plattform regelmäßig zu besuchen. Hier gibt es jedoch einige Aspekte, die beachtet werden sollten, damit der Arbeitnehmer sie auch nutzen will.

Einfache Bedienbarkeit

Die einfache Anwendung einer Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Plattform ist eine Grundvoraussetzung, dass Arbeitnehmer diese auch nutzen. Mitarbeiter sollten sich nicht erst in das Programm einlesen oder gar einarbeiten müssen, um es zu verstehen.

Automatisiertes User Engagement

Eine Grundvoraussetzung, dass Mitarbeiter offene Stellen empfehlen ist, dass sie fortlaufend über die aktuellen Vakanzen informiert bleiben. Job Alerts oder Empfehlungskampagnen vom Unternehmen informieren den Mitarbeiter stets über passende Stellen ohne dass er auf der eigenen Karriereseite nach diesen suchen muss.

Mobile Nutzungsmöglichkeit

In den letzten Jahren ist die Nutzung mobiler Plattformen stetig gestiegen. Die meisten Menschen nutzen ihr mobiles Endgerät, um in sozialen Netzwerken zu surfen, für Apps und um in Kontakt mit Freunden und Verwandten zu treten. Heutzutage ist es nicht einmal unüblich, sich mobil mit seinem XING oder LinkedIn Profil bei Unternehmen zu bewerben. Unternehmen können dies zu ihrem Vorteil nutzen, indem sie die Plattform für jedes mobile Endgerät optimal anpassen.

Vollständige Integration

Um die Nutzung des Programms im Unternehmen bekannter zu machen, sollte dieses vollständig in die bestehende Systemlandschaft eingebettet werden. So wird der Prozess des Recruitings vereinfacht und die Popularität des Programmes erhöht.

Social Media Nutzung

Weltweit wird etwa 20% der online verbrachten Zeit dazu genutzt, um auf sozialen Plattformen zu surfen. Da Mitarbeiterempfehlungsprogramme von den sozialen Kontakten der Mitarbeiter leben, sollten diese Informationen genutzt werden. Erlauben Unternehmen ihren Mitarbeitern auch während der Arbeitszeit auf Facebook, LinkedIn oder Xing zuzugreifen, erhöhen sie die Chance, dass ihre Mitarbeiter mit potenziellen Bewerbern in Kontakt treten.

Gute Beziehung

Der abschließende und wohl wichtigste Aspekt eines erfolgreichen Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programmes liegt in der Beziehung zwischen dem Arbeitnehmer und dem Unternehmen.

Mitarbeiter achten bereits im Vorfeld darauf, in wie fern ein Kandidat fachlich und menschlich in das Unternehmen passen könnte. Ein gutes Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm sollte dem Mitarbeiter deshalb das Gefühl vermitteln, dass die Empfehlungen vertraulich behandelt und vor allem geschätzt werden, sodass er dieses auch wirklich nutzt. Ein Dankesschreiben an den Empfehler trägt dazu bei, eine nachhaltige Empfehlungskultur im Unternehmen zu etablieren.