5 Fragen an: Arno Fischbacher

Arno Fischbacher (geb. 1955) ist Stimmcoach, Rhetoriktrainer, Redner und Autor. Er ist Experte fĂŒr die unbewusste Macht der Stimme in Kundenservice, FĂŒhrung und Vertrieb. Zu ihm kommen Menschen, die einen Feinschliff in der Kommunikation ĂŒber die ĂŒblichen Rhetorik- und PrĂ€sentationstechniken hinaus suchen. Seine Kunden sind Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich, FĂŒhrungskrĂ€fte und Medienmanager, die er fĂŒr Auftritte in Besprechungen und Medien fit macht.
Arno Fischbacher ist GrĂŒnder und Vorstand von www.stimme.at, dem EuropĂ€ischen Netzwerk der Stimmexperten. Der Rhetoriktrainer ist Lehrbeauftragter an der Steinbeis UniversitĂ€t Berlin sowie an der Uni, FH und Management School Salzburg. Er ist im Vorstand der GSA Österreich und des Austrian Voice Instituts.

1. Was ist wichtiger: Verbale oder nonverbale Kommunikation?

In der Praxis gibt es nur eine Kommunikation. Der eine sagt etwas, der andere antwortet – und schon war alles wirksam: Körpersprache, Stimme, Sprachmuster, aber auch Rollenmuster, Einstellungen, GlaubenssĂ€tze. Von Kind auf lernen wir diese Entsprechungen und Reaktionsmuster. Sie sind gut verankert, denn nur so kann alltĂ€gliche Kommunikation reibungslos verlaufen – hoch automatisiert. Die Aufmerksamkeit im GesprĂ€ch bleibt vorrangig auf den „Inhalt“ gerichtet, also auf das „Was“. Im Unbewussten lĂ€uft dagegen die „non- und paraverbale Wirkung“ ab, also Mimik, Gestik, TonalitĂ€t, Stimmklang, Sprechweise. Wer diesem Ineinandergreifen von unbewussten Wechselwirkungen nicht ausgeliefert sein will, ist gut beraten, sich ihrer bewusst zu werden.

2. Der Ton macht die Musik – Ist es wichtiger, wie wir etwas sagen oder was wir sagen?

Die Stimme ist ein SchlĂŒsselreiz in der Kommunikation. Sie bestimmt machtvoll, aber unbewusst, wie wir von unserem GegenĂŒber wahrgenommen werden. Sie lĂ€sst hören, ob wir auch meinen, was wir sagen. Die Stimme steuert unbewusst den Verlauf von GesprĂ€chen und nimmt Einfluss.

Die Gehirnforschung zeigt heute, dass das Verstehen von Sprache verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig viel Zeit benötigt. Wenn jemand spricht, so dauert es auf der anderen Seite etwa eine Viertelsekunde, bis das Gehirn aus dem eintreffenden Stimmklang die Worte herausfiltert. Diese relativ lange Zeit wird genutzt, um die Informationen von Auge und Ohr auszuwerten. Körpersprache und der Stimmklang bestimmen also, wie die Worte zu verstehen sind.

3. Wie schaffe ich es, meine Stimme in unangenehme Situationen im BewerbungsgesprÀch ruhig zu halten?

Es kann schon ganz schön stressig werden, wenn es um die eigene berufliche Zukunft geht. Man will eine gute Figur machen, sein Wissen und seine Erfahrungen herausstreichen und ganz nebenbei noch sympathisch wirken. Da wird einem schon mal trotz bester Vorbereitung mulmig in der Magengrube. Die Stimme verrĂ€t ungefiltert – wenn auch manchmal subtil alle Emotionen, und somit auch die Anspannung in heiklen GesprĂ€chen.

Indem die Stimme ja immer das hörbare Resultat innerer Prozesse ist, macht es wenig Sinn, die Stimme ruhig zu halten und die dahinterliegenden GefĂŒhle, Emotionen und Spannungen weiter brodeln zu lassen. Hier hilft „Sense Focusing“, die gezielte Wahrnehmung zur Selbststeuerung. SpĂŒren Sie dazu in sich hinein: wo sind die GefĂŒhle von Stress und Aufregung im Moment körperlich am stĂ€rksten? Legen Sie Ihre flache Hand auf diese Stelle. Niemand wird das beachten. Oft ist es der Magen, der sich spĂŒrbar zusammenzogen hat, oder der Bauch, in dem es arbeitet, vielleicht auch das Herz, das pocht. Allein durch die BerĂŒhrung wird sich die Spannung langsam zu lösen beginnen. Jetzt sind Sie steuerungsfĂ€higer und können selbstbestimmt handeln. Bringen Sie Ihre Stimme stĂ€rker in Richtung des vertrauenerweckenden Eigentons, indem Sie ein „mmhhh“ von sich geben. Es signalisiert, dass Sie zuhören und es beruhigt zugleich die Stimme, weil Sie Ihrem Körper einen Teil der Anspannung nehmen.

4. Die erste PrĂ€sentation vor dem neuen Team – Mit welchen Worten schaffe ich hier einen guten Einstieg?

Auch bei einer PrĂ€sentation ist die Stimme entscheidend – denn auch der beste Inhalt erreicht das Publikum nicht, wenn der Redner nicht ĂŒberzeugend prĂ€sentieren kann. Besonders gefĂ€hrlich ist ein oberflĂ€chlicher, floskelhafter Einstieg. Dieses negative Bild bleibt beim Publikum hĂ€ngen und beeinflusst bis zu weitere zehn Minuten der PrĂ€sentation. Auch wenn der Redner sich fĂ€ngt und besser wird – der erste Eindruck ist entscheidend und nicht wieder gut zumachen.

Gerade wenn man vor einer grĂ¶ĂŸeren Gruppe spricht, ist es wichtig, dass die Stimme den Raum fĂŒllt. Redner sollten es daher vermeiden, nur eine einzelne Person anzuschauen, wĂ€hrend sie sprechen – denn damit verengen sie nur den Trichter, in dem die Stimme wirkt. Mein Tipp: Lassen Sie den Blick schweifen und nutzen Sie den 3D-Effekt Ihrer Stimme, damit sich selbst die Zuhörer in der hintersten Reihe angesprochen fĂŒhlen und Ihre Stimme jeden gleich abholt und erreicht.

Sprechpausen sind ein weiteres wichtiges Thema. Die meisten Redner sprechen nicht zu schnell, sondern pausenlos. Durch die Konfrontation mit vielen Menschen entsteht motorische Energie, der Sprechdruck steigt. Unser Organismus reagiert darauf, indem er die Impulse sendet, die Sprechgeschwindigkeit zu erhöhen. Um diese natĂŒrliche Reaktion zu umgehen, ist es fĂŒr den Redner wichtig, sich bewusst Sprechpausen zu setzen – und sie aktiv zu nutzen. Je komplexer die vorgetragenen Inhalte sind, desto grĂ¶ĂŸer sollte die Pause sein, damit das Publikum das Gehörte besser verarbeiten kann.

Vermeiden Sie monotones Sprechen. Zuhören ist leichter und angenehmer, wenn eine Stimme in Tonhöhe und LautstÀrke variiert. Fehlende Modulation und Stimmdynamik resultieren hÀufig aus mangelnder Gestik. Versuchen Sie daher, dem Bewegungsdrang von Schultern, Armen und HÀnden freien Lauf zu lassen, anstatt zu verkrampfen. So werden nicht nur Sie lockerer, auch Ihre Stimme wird es Ihnen danken.

Aber vermeiden Sie es unbedingt, auf der BĂŒhne auf und ab zu tigern. Der Zuhörer kann sich schlecht auf die Aussagen fokussieren und die unmotivierte Bewegung sorgt fĂŒr Irritation. Besser ist es, wenn Sie wĂ€hrend Ihrer Rede mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen, in den Knien aber dynamisch bleiben. Damit agieren Sie im doppelten Sinne von einem festen Standpunkt aus. Ihre Stimme gibt genau diese gefestigte Position wieder und ĂŒberzeugt das Publikum durch Kraft, Klarheit und Volumen. Beachten Sie also die Regel: Sprich im Stehen, denk im Gehen.

5. Offensiv oder defensiv: Welche Strategie ĂŒberzeugt bei der Gehaltsverhandlung?

Das Problem bei der Gehaltsverhandlung ist, dass der andere sich immer in der stĂ€rkeren Position befindet. Daher ist die grĂ¶ĂŸte Gefahr bei diesem ergebnisorientierten GesprĂ€ch, dass Ihre eigene Stimme durch die Anspannung aus dem Eigenton nach oben in den Sachbereich rausrutscht. Und das kann leicht zu einer VerhĂ€rtung der Diskussion beitragen. FĂŒr sachliche Kontroversen gibt es eine Grundregel: Achten Sie auf den Schulterschluss! Vermeiden Sie, sich körperlich ganz frontal dem GesprĂ€chspartner gegenĂŒber zu positionieren. Drehen Sie sich etwas zur Seite und geben Sie mit Ihrer Hand dem Thema einen Ort außerhalb der Achse zwischen Ihnen und Ihrem GesprĂ€chspartner. So entsteht ein Dreieck zwischen Ihnen auf dessen Spitze ihr gemeinsames Thema positioniert ist und Sie können beide darauf blicken. Dieser Schulterschluss fĂŒhrt jetzt zu einer nahbareren Stimme die wieder den Beziehungston annimmt und Sie schauen mit Ihrem GesprĂ€chspartner gemeinsam auf das heikle Thema.

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